the résumé

Schon seit Tagen fehlen mir die Worte, um die Reise zu beschreiben. Es war ... schön ... interessant ... so anders. Ich weiß, dass mir in manchen Situationen tatsächlich die Worte gefehlt haben, dass sich die Leichtigkeit oft nicht in Worte fassen lässt, sondern einfach ist. Weit weg, unter der indischen Sonne, habe ich mich so europäisch gefühlt, habe meine Grenzen klar abgesteckt wissen wollen und mich bedrängt geglaubt durch eine direkte Frage, habe mich an die Sicherheit der Buchstaben geklammert wie an Treibgut, an den Komfort der Oberschicht. Staunend habe ich mein Leben durch eine fremde Welt getragen, mich als Kolonialreisende wahrgenommen und dabei tiefsten Respekt vor einer unbekannten und stimmigen Routine emfpunden, die mich umgeben hat: Wie sich alles zusammenfügt, wie alles funktioniert, wie improvisiert wird, wo es an etwas mangelt. Wie es auch unvollkommen ist und erschütternd, und dennoch weiterläuft und dir das Lachen nicht verwehrt.

Schon seit Tagen streife ich durch Wien und suche mich in diese Welt zurück. Ich genieße die Ruhe und Einsamkeit in meiner Wohnung, die geordnete Sauberkeit der Straßen, die vertrauten Begegnungen mit Menschen, die nur behutsam direkt werden, gerade so, wie es meinem Tempo entspricht. Man entschuldigt sich für Übertretungen, unbeabsichtigte Berührungen, man wendet den Blick ab, wenn man sich versehentlich in die Augen sieht, man hält sich freundlich distanziert; hier ist mein Zuhause. Und dann, heute im verregneten Wien, streife ich durch eine Seitengasse. In einer Regenlacke stehen zwei Kinder, eines mit roten, eines mit blauen Gummistiefeln, vor ihnen eine Frau. Sie stampft mit beiden Füßen, damit die Kinder es ihr nachmachen, sich selbst und gegenseitig mit dem Regenwasser bespritzen, bei jedem Auftreten lachen.

Ich weiß, was mir fehlt: Es ist die sinnlose Freude am Sein.

©slowberrine

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